Gastbeitrag von Natalie Frieb, Autorin des beliebten wöchentlichen Influencer Marketing Update Newsletters und Expertin in Sachen Influencer Marketing.
Influencer haben über die letzten Jahre die Social Media Welt erobert und sind in der Werbeindustrie nicht mehr wegzudenken.
Laut der ECC Köln-Studie "TikTok, Instagram & Co. auf der Überholspur" sind über die Hälfte der jungen Befragten (55 %) zwischen 16 bis 29 Jahren bereits durch einen Influencer auf ein Produkt aufmerksam geworden, welches häufig im Nachgang zu einem Kauf führte.
Dies zeigt wiederum, dass Online-Empfehlungen mittlerweile von vielen Menschen, besonders der Gen Z, genauso viel Vertrauen geschenkt wird, wie den Empfehlungen von Freunden.
In den letzten Jahren haben Unternehmen verstanden, dass Influencer viel mehr können als nur Content zu erstellen und für Bekanntheit zu sorgen. Sie haben das Potential erkannt, dass es Influencer für jede Nische gibt und diese ihre Zielgruppe besser kennen als jeder andere.
Influencer sind Experten in ihren eigenen Nischenthemen und demnach eine unglaubliche Quelle für Wissen und Know-How und bringen jede Menge Kreativität sowie neue Perspektiven mit.
Doch nicht nur Kooperationen zwischen Influencern und Brands begegnen uns tagtäglich auf Social Media, sondern auch verstärkt Co-Creations.
Was ist eine Co-Creation?
Bei einer Co-Creation entwickelt ein Influencer gemeinsam mit einer Brand ein Produkt, welches anschließend reichweitenstark über die Kanäle beider vermarktet wird.
Neben den Augenpads von Novalanalove x Annemarie Börlind und Kandall Jenner x About You ist die Co-Creation von Deutschlands erfolgreichster Fitness-Influencerin Pamela Reif (8,2 Millionen Abonnenten) mit everdrop meiner Meinung nach ein weiteres Paradebeispiel.
everdrop's Creators © Storyclash
Pamela hat zusammen mit everdrop ihr eigenes Waschmittel speziell für Sportklamotten designt. Das Waschmittel ist besser für die Umwelt und für die eigene Gesundheit. Beides Themen, über die Pamela täglich in ihrer Instagram Story spricht. Kurz nach Verkaufsstart war das Sportwaschmittel komplett ausverkauft.
Pamela Reif x everdrop © Storyclash
Bereits im letzten Jahr hatte Pamela Reif in einigen Stories rund um die Produkte von Everdrop berichtet. Dies ist ein ausschlaggebender Faktor einer Co-Creation.
Eine Co-Creation sollte erst nach einer gemeinsamen Kooperationszeit (mindestens ein bis zwei Jahre) gestartet werden und auf Transparenz sowie einem respektvollen Miteinander beruhen. Erst nach diesem Zeitrahmen wurde in der Community Vertrauen aufgebaut und die Verbundenheit mit der Marke ist nachvollziehbar.
Lies dir dazu unbedingt auch unseren Report über die Co-Creation der Marke Mermaid + Me und der Influencerin derzwuckundich durch.
derzwuckundich x Mermaid + Me © Storyclash
Dieses Vertrauen und die damit einhergehende Authentizität ist ein wichtiger Erfolgsfaktor im Influencer Marketing.
Bei der Auswahl des Influencers sollte weiterhin darauf geachtet werden, dass der Brand Fit stimmt, der Influencer über die richtige Zielgruppe verfügt, die Werte des Unternehmens teilt und hinter den bisher beworbenen Produkten steht.
Meistens verfügen die Influencer einer Co-Creation über eine Reichweite in Millionenhöhe. Sei es Mrs Bella (2,1 Millionen Follower) x Neonail oder Novalanalove (1,5 Millionen Follower) x O-Mochi. Dennoch ist dies kein ausschlaggebender Faktor.
Beispielsweise ist vor Kurzem auch Influencerin Merve (87.000 Follower) ihre erste Co-Creation mit essence Cosmetics eingegangen.
Merve x essence Cosmetics © Storyclash
Die Kollektion "Be your own Piece of Art" verfügt über verschiedene Makeup-Produkte, die in ihrer Farbgebung Merves türkische Herkunft widerspiegeln.
Merve x essence Cosmetics © Storyclash
Vorteile einer Co-Creation für Influencer
Influencer initiieren einen Großteil ihres Businesses über Social Media. Ihre Herausforderung: Sie müssen sich von Kooperation zu Kooperation hangeln und sind von den Plattformen abhängig. Eine Co-Creation hingegen steigert die Selbstbestimmung der Influencer und hilft diesen, sich finanziell breiter aufzustellen.
Darüber hinaus ist es im Vergleich zu einer Creator Brand nicht notwendig, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Influencer können als "Light Entrepreneur" fungieren und werden gemeinsam mit der angefragten Marke unternehmerisch tätig.
Hierbei profitieren die Influencer von den bereits bestehenden Erfahrungen der Brand in Sachen Logistik und Produktion. Dennoch können sie ihre eigenen Ideen und Vorstellungen mit einbringen. Bei einer Konklusion aus der Offline- und Online-Welt können die Influencer außerdem neue Zielgruppen erschließen.
Vorteile einer Co-Creation für Brands
Influencer verfügen bei ihrer Community über ein hohes Maß an Vertrauen, welches sie sich über Jahre aufgebaut haben. Bei einer Co-Creation überträgt sich dieses Vertrauen im besten Fall auch auf die Marke. So gewähren die Influencer den Brands Zugang zu ihren Followern.
"In der Regel folgen wir Menschen auf Social Media und nicht Marken."
Influencer beziehen ihre Community mit in den Entstehungsprozess ein. So können bereits zu Beginn die Hintergründe gezeigt, Umfragen und Abstimmungen mit der Community vorgenommen, und den Followern somit das Gefühl gegeben werden, dass diese Teil des Prozesses sind.
Davon zieht wiederum die Brand ihre Benefits, weil Influencer somit stetig Werbung machen.
Weiterhin profitieren die Brands auch an der Reichweite der Influencer und der damit einhergehenden Möglichkeit mehr potentielle Kunden zu erreichen. Co-Creations können außerdem bei der Umpositionierung eines Unternehmens verhelfen.
Ein erfolgreiches Beispiel ist hierfür die Co-Creation der Nachhaltigkeits-Influencerin Charlotte Weise und der Fashion Brand "Kauf Dich Glücklich".
Quelle: Kauf Dich Glücklich
Charlotte spricht in ihren Stories regelmäßig über faire Mode, vegane Ernährung, Selbstliebe sowie Positivität und war aus diesem Grund der „Perfect Fit“. Mir ihr hat „Kauf Dich Glücklich“ die erste Nachhaltigkeits-Kollektion gelauncht.
Zusammengefasst bieten Co-Creations für beide Parteien großes Potential hinsichtlich Reichweite und natürlich auch finanziellen Erfolg.
Herausforderungen
Dass Influencer bei einer Co-Creation in die Entwicklungsprozesse mit eingebunden werden und das Produkt mitgestalten können, spielt für dessen Erfolg eine wesentliche Rolle. Es sollte beachtet werden, dass die Influencer zu 100 Prozent von den Produkten begeistert sind.
Letztendlich gilt: Nur wenn die Influencer vom Ergebnis überzeugt sind, werden sie diese ihrer Community authentisch vorstellen. Denn Werbung sollte sich nicht als Werbung anfühlen, sondern als eine freundschaftliche Empfehlung.
Ferner sollte nach Launch des Produktes beachtet werden, dass die Kommunikation beider Kanäle nicht nachlässt und weitere gemeinsame Aktionen umgesetzt werden, sodass eine langfristige, gemeinsame Geschichte erzählt werden kann.
Wie eine Co-Creation genau verläuft, lässt sich zu Beginn nicht sagen. Es kann dazu kommen, dass das Produkt von der Community nicht angenommen wird oder nicht genügend Ideen seitens des Influencers umgesetzt wurden.
Es kann auch passieren, dass die Zusammenarbeit nach Launch zwischen Influencer und Brand scheitert.
Die Schwierigkeit ist, dass ein Co-Creation-Produkt immer an den jeweiligen Influencer gekoppelt ist. Aus diesem Grund ist es ausschlaggebend, dass vor Launch der Influencer vollkommen hinter dem kreierten Produkt steht.
Entwicklung zum Influencer Marketing 2.0
Während der Corona-Pandemie haben „Creator Brands“ noch einmal richtig Fahrt aufgenommen. Statt also gemeinsam mit einer bestehenden Marke Produkte zu entwickeln oder Kooperationen einzugehen, haben sich viele Influencer dazu entschieden, ihr eigenes Unternehmen zu gründen.
Der Vorteil: Die Influencer schaffen es ihre Social Media Audience zu monetarisieren und bauen sich ein zweites Standbein auf. Dass das Ganze erfolgreich funktioniert, sieht man bereits seit mehreren Jahren in Amerika.
Influencern Pamela Reif vertreibt seit Jahresbeginn in ihrem eigenen Online-Shop Naturally Pam gesunde und natürliche Lebensmittel. Pamela erreicht auf Social Media damit nicht nur Millionen von Followern, sondern auch Millionen von potenziellen Kunden.
Hierdurch schafft sie organische Werbung allein durch die eigene Reichweite und Community, die sie sich über Jahre aufgebaut hat.
"Creator sind die Entrepreneure von morgen und verfügen über jede Menge Power."
Zukünftig werden wir mehr Creator sehen, die sich als erfolgreiche Entrepreneure entwickeln und ihr eigenes Business aufbauen. Außerdem werden sie eine dominantere Rolle in der Medienlandschaft einnehmen.
Creator Brands sind jedoch keine Weiterentwicklung einer Co-Creation. Denn für beides benötigt man ein unterschiedliches Skill-Set. Nicht jeder Influencer kann und möchte Unternehmer werden. Was für den Influencer in Frage kommt, ist absolut Typ-Sache.
Fest steht auch, dass die Social Media Plattformen nur bestehen können, wenn es Content gibt. Deswegen bin ich gespannt, was hier an Creator Funds noch auf uns zukommen wird.
Die Gefahr besteht, dass die Influencer irgendwann von den Plattformen "abhauen" - deswegen müssen Mittel gefunden werden, dass diese für Influencer weiterhin attraktiv bleiben.